Zuletzt geändert: 2015-03-05
Abstract
Über Jahrhunderte galt es als ausgemacht, dass Bibliotheken als Gedächtnisorganisationen Bücher sammeln und für zukünftige Generationen verwahren. Zunächst in handschriftlicher, dann auch in gedruckter Form. Neue Medien wie z.B. AV-Medien wurden als Sondermaterialien integriert und koexistierten mit der gedruckten Welt weitgehend harmonisch. Doch mit dem digital turn scheint sich ein grundsätzlicher Wandel zu vollziehen, der nicht nur ein weiteres Medium zu den vorhandenen hinzufügt, sondern auch weite Bereiche der bisherigen wissenschaftlichen Druckproduktion ersetzt. Damit geraten auch bibliothekarische Selbstverständlichkeiten ins Wanken, denn digitale Dokumente entziehen sich dem bisherigen Sammelschema von Auswahl, Kauf und Magazinierung. Schuld daran sind nicht nur juristische Probleme – Digitalisate unterliegen nicht dem Sachenrecht -, sondern auch die sich auflösenden traditionellen wissenschaftlichen Produktionszyklen oder die sich aus der Maschinenlesbarkeit ergebenden neuen Funktionen von Literatur. So beginnt sich die Wissenschaft mit Open Access Publikationen in diversen digitalen Formaten aus dem Korsett der gedruckten Publikation zu befreien und sich von überkommenen Verlagsstrukturen zu lösen, die weitgehend noch auf Subskriptionsmodellen beruhen. Die Bibliothek muss darauf reagieren und nicht nur ihre Sammel- und Archivstrategie anpassen, sondern sich auch aktiv in den wissenschaftlichen Publikationsprozess einschalten, um wesentlich fluide digitale Dokumente unterschiedlicher Provenienz und Form unter dem Gesichtspunkt nicht nur ihrer Lesbarkeit, sondern auch maschinellen Prozessierbarkeit für die Forschung zugänglich zu machen und die Nachwelt zu bewahren.
PRÄSENTATION:
Mitten im digitalen Treibsand - was und wie sollen Bibliotheken künftig sammeln? (.pdf)