Zuletzt geändert: 2024-09-23
Abstract
Bibliotheken gelten als traditionelle Bewahrer des Wissens, doch die Verfügbarkeit von Informationen variiert je nach Aufbewahrungs- und Katalogisierungsmedium. Insbesondere mit dem verstärkten Einsatz digitaler Technologien in den letzten Jahrzehnten ist diese Diskrepanz noch offensichtlicher geworden. So wurde an der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) beispielsweise der historische Zettelkatalog, als Vorgänger des Online-Katalogs, direkt in diesen überführt, während vor Allem handschriftliche Quellen aufgrund des benötigten langwierigen Aufarbeitungsprozesses oftmals keine Beachtung fanden.
Dies ist auch der Fall für den handschriftlichen Katalog der „Bibliotheca Eugeniana“, der Privatbibliothek des Prinzen Eugen von Savoyen (1663–1736), die 1738 für die Hofbibliothek Wien (heute Österreichische Nationalbibliothek) angekauft wurde. Die etwa 15.000 gedruckte Bücher und 2.400 Manuskripte umfassende Bibliothek stellt heute ein bedeutendes Zeugnis des wissenschaftlichen und künstlerischen Geistes des 17. und 18. Jahrhunderts dar und wurde als solches von der UNESCO als Teil des „Gedächtnisses von Österreich“ anerkannt. Trotz ihrer historischen Bedeutung blieb der Umfang, die Zusammensetzung und der aktuelle Status dieser Sammlung innerhalb der ÖNB weitgehend unerforscht. Beschreibungen der Bibliothek beziehen sich in der Regel auf eine Reihe von gut dokumentierten Objekten, wie die berühmte Tabula Peutingeriana, aber Informationen über die Zusammensetzung der Sammlung in ihrer Gesamtheit sind begrenzt, da ihre schiere Größe und fehlende Dokumentation eine vollständige Rekonstruktion bis dato verhinderten.
„Bibliotheca Eugeniana Digital“ ist ein im Rahmen des „go!digital 3.0“-Calls der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gefördertes Projekt (Projektlaufzeit 11/2022–10/2024), das sich erstmals der Aufarbeitung dieser Sammlung und ihres historischen Kontexts mit Methoden der Digital Humanities und Data Sciences annimmt.