Archive als Bewahrer einzigartiger Information stehen im digitalen Zeitaltervor besonderen und in ihrer Geschichte bisher nicht bekannten Chancen und Herausforderungen. War man in analogen Zeiten auf den Besuch des jeweils einen bestimmten Archivs an einem bestimmten Ort angewiesen, so ändert sich dies durch die Möglichkeiten der digitalen Verfügbarmachung nun radikal: aus bisher reinen Monopolisten werden moderne Informationsdienstleister im Konzert mit anderen kulturellen Gedächtnisinstitutionen wie Bibliotheken oder Museen.

Dieser Vorgang hat auch weitreichende gesellschaftspolitische Konsequenzen, betrachtet man Archive als historisches Gedächtnis einer Gesellschaft. Aufgrund vor allem physisch bedingter Beschränkungen sind die meisten Menschen von diesem, ihrem Gedächtnis de facto getrennt, was sich nun durch die digitale Verfügbarmachung archivalischer Information radikal ändern kann bzw. wird. Über das Internet hat nun prinzipiell jede/r die Möglichkeit, auf dieses, sein/ihr Gedächtnis jederzeit zuzugreifen. Damit trägt dieser Vorgang auch wesentlich zum demokratischen Fundament einer Gesellschaft bei.

Der Workshop setzt sich mit einigen zentralen Fragestellungen im Hinblick auf diesen Themenkomplex auseinander und möchte zur Diskussion u.a. folgender Fragen anregen:

• Wenn Archivbestände nun weitgehend online verfügbar gemacht werden, wird es zwangsläufig zu einem dramatischen Rückgang der BesucherInnenzahlen in den Lesesälen kommen. Welche Auswirkungen sind hier zu erwarten?
• Was hat die plötzlich dezentrale Bereitstellung bisher nur zentral angebotener Informationen für eine Auswirkung auf den Zugang zu derselben?
• Wie verändern sich Arbeitsmethoden und Kooperationsmodelle unter den Archiven bzw. auch mit anderen kulturellen Einrichtungen?
• Was passiert nach der Aufhebung der Einbahnstraße Archiv – Nutzer/in und Umwandlung derselben in eine Autobahn mit heftigem Datenfluss in beide Richtungen (web 2.0)?
• Wie weit ist im virtuellen Raum Kontrolle bzw. welche Kontrolle noch nötig bzw. überhaupt möglich?
• Welche technischen und operativen Voraussetzungen sind nötig, um überhaupt ins digitale Zeitalter eintreten zu können?
• Welche Finanzierungsmodelle sind nötig bzw. sind Gebühren der Weisheit letzter Schluss?

PRÄSENTATION: