Zuletzt geändert: 2017-03-16
Abstract
Das Selbstverständnis der Sammlungen in großen naturkundliche Museen ist oft auf die Forschung ausgerichtet, im Sinne einer naturwissenschaftlichen Infrastruktur, obwohl die Objekte auch als Kulturgut begriffen und (insbesondere hinsichtlich der ja Jahrhunderte zurückreichenden Sammeltätigkeit) genutzt werden. Tiere, Pflanzen, Mineralien und andere geologische Objekte bilden aber auch in kleineren Museen einen wichtigen Teil der Sammlungen, auch wenn sie dort oft eher als Ausstellungsobjekte eingesetzt werden. In allen diesen Bereichen spielt die Erschließung der Bestände eine immer wichtiger werdende Rolle. Der digitale Zugang auch zu den oft kustodial gut betreuten naturkundlichen Objekte in den kleineren oder lokalen Sammlungen ist für die Forschung von großer Bedeutung. Insgesamt muss die Vorhaltung der Sammlungen (immerhin europaweit über eine Milliarde Objekte) auch über ihre Nutzung gerechtfertigt werden, sowohl als Kulturgut als auch als naturwissenschaftliches Forschungsobjekt. Ein digitaler Zugang bedeutet eine enorme in-Wertsetzung der Bestände!
Da naturkundliche Sammlungsobjekte die Grundlage für die Benennung und systematische Erforschung von Organismengruppen bildet, war in diesem Forschungsbereich die Bereitstellung der Information in übergreifender Form von besonderer Bedeutung. Das „Megascience Forum“ der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) stellte daher im Jahr 2000 nach intensiven Vorbereitungsarbeiten die Forderung auf, eine „Global Biodiversity Information Facility“ (GBIF) zu schaffen, die die Sammlungsdaten zu Organismen weltweit zur Verfügung stellt. Diese Forschungsinfrastruktur wurde in den darauf folgenden Jahren aufgebaut und bezog bestehende Forschungsdatennetzwerke mit ein, so z.B. den europäischen „Biological Collection Access Service“ (BioCASE). Mittlerweise sind über GBIF über 620 Millionen Datensätze verfügbar, 120 Millionen davon beziehen sich auf Sammlungsobjekte, 400 Millionen sind Organismenbeobachtungen.
Die dem zugrundeliegende Datenstruktur beruht nur zum Teil auf einer herkömmlichen Datenaggregation. Besonders die Sammlungsdaten sind dynamisch, ändern sich also laufend an der Quelle (d.h. den Sammlungen). Die Vernetzungstechniken, die hier entwickelt wurden, bilden ein Modell für Sammlungsdatenbereitstellung schlechthin. Die Daten können dabei in verschiedenen Internetportalen für verschiedenste Nutzer zusammengestellt werden. Ein Beispiel hierfür bildet die Datenbereitstellung für die europäische virtuelle Bibliothek, EUROPEANA, die durch das OpenUp! Netzwerk auf der Grundlage der GBIF/BioCASE Infrastruktur geleistet wird.
Vom Blickpunkt der naturkundlichen Infrastruktur her ist es sinnvoll, mehr Sammlungen in das System einzubinden. Hierfür wird technische Unterstützung angeboten. In Hinsicht auf EUROPEANA gilt es, diverse digitale Museumsobjekte einzubinden, was eine Einbindung von Museumsdaten über nicht-naturkundliche Datenstandards (z.B. LIDO) erfordert. Der Vortrag wird den Stand der Entwicklungen auf diesem Gebiet darstellen und dient als Einleitung für den bei ausreichendem Interesse am folgenden Tag stattfindenden Workshop zur Sammlungsvernetzung.
PRÄSENTATION:
In-Wertsetzung von Museumsbeständen in verteilten digitalen Netzwerken. (.pdf)